Bei unserer Tagesmutter Lisa Zelleröhr

Die Glocke war bei unserer Tagesmutter Lisa Zelleröhr zu Gast. Den Bericht dazu fanden Sie am 20.08.2016 auf der Beelener Lokalseite oder eben hier:

Kinder lernen – genau wie Geschwister – voneinander

Beelen (fre). Auf dem Boden des Wohnzimmers liegen verstreut Spielsachen. Durch den Raum läuft putzmunter die einjährige Lia, macht ihren Weg weiter durch die Küche und gelangt durch den Flur zurück zu ihrem Ausgangspunkt, um erneut eine Runde zu drehen.
Der gleichaltrige Niklas sitzt derweil neben einem Lauflernspielwagen und dreht an den Rollen, die vorne angebracht sind. „Alles was Räder hat, dreht er“, erklärt Lisa Zelleröhr lachend, „am Anfang hat er das Bobby Car immer nur mit den Reifen nach oben gelegt und damit dann gespielt. Mittlerweile fährt er aber auch gerne.“

Einen ganz normalen Morgen in einer Kleinfamilie scheint der Betrachter dort zu sehen, doch die beiden Kinder sind nicht Lisa Zelleröhrs eigene. Denn: Sie arbeitet als Tagesmutter. Ganz anders als in einer Familie geht es bei Zelleröhrs jedoch nicht zu. Sie frühstücken gemeinsam, spielen im Haus oder im Garten, gehen auf den Spielplatz oder zum Einkaufen, und zur Mittagszeit werden die Kleinen schlafen gelegt.

Für die TLia und Tagesmutter Lisa Zelleröhrätigkeit bringt Lisa Zelleröhr nicht nur die Erfahrung aus der Erziehung ihrer beiden mittlerweile jugendlichen Kinder mit, sondern auch ein bundesweit gültiges Zertifikat zur Tagespflege,
erhalten nach einem 160-stündigen Seminar im Haus der Familie. Alle zwei Jahre frischt sie ihre Kenntnisse in einem Erste-Hilfe-Kursus für die Versorgung von Kleinkindern auf und alle fünf Jahre muss sie eine neue Pflege-erlaubnis beantragen. Dazu kommen noch 15 Stunden Fortbildung pro Jahr, die die Pflegemutter nachweisen muss, sowie mögliche Kontrollbesuche des Jugendamts.

Sorgen von Eltern bezüglich der Sicherheit ihrer Kinder in einem privaten Umfeld kann die Beelenerin daher nicht nachvollziehen. „Aber vielleicht fehlt einfach die Information“, überlegt sie. Stattdessen sieht sie eher die Vorteile einer persönlichen Betreuung in Kleingruppen. So gingen ruhigere Kinder nicht unter, ihren Bedürfnissen könnte individuell Raum gegeben werden, und durch unterschiedliches Alter lernten sie voneinander wie von Geschwistern.

„Ich hatte beispielsweise bis vor kurzem eine Zweijährige, die die Regeln hier schon kannte und versucht hat, diese den anderen zu zeigen und zu erklären“, erinnert sich die 45-Jährige. Teuer sei die Kinderbetreuung durch eine Tagesmutter ebenfalls nicht, denn „die Staffelung erfolgt genauso wie im Kindergarten“.

Was viele außerdem nicht wüssten: „Jedes Kind ab einem Jahr hat einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz – das kann aber eben nicht nur im Kindergarten, sondern auch bei einer Tagesmutter sein.“ Im Unterschied dazu könne man aber bei einer Tagesmutter die Stunden in kleineren Stufen sowie in den Zeiten flexibler und damit angepasster an die eigenen Bedürfnisse auswählen, statt – wie im Kindergarten – zwischen 25, 35 oder 45 Stunden entscheiden zu müssen.

Alternative zum Kindergarten

Beelen (fre). Nach drei Stunden wird Lia schließlich um 11 Uhr von ihrer Mutter abgeholt, die gerade vom Reiten kommt. Bis zu 20 Stunden pro Woche kann eine Tagesmutter nämlich auch dann für Familien da sein, wenn die Mutter des Kindes noch gar nicht wieder arbeiten geht.

Stattdessen
nutzen die Frauen diese Zeit dann zum Einkaufen oder eben für ihre Hobbys, um sich den Rest des Tages voll auf ihre Familie konzentrieren zu können, wie auch Lias Mutter bestätigt: „Ich bin ansonsten abends reiten, und dann bleibt eben auch weniger Zeit für die Familie und den Partner.“ Trotzdem habe sie „nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, meine Tochter jetzt schon in den Kindergarten zu schicken“. Als Alternative dazu hat sie sich im Familienzentrum Beelen bei Rita Strecker nach Möglichkeiten erkundigt. Als sie erfahren hat, dass eine Tagesmutter preislich keinen Unterschied macht, und zudem Lisa Zelleröhr kennen lernte, war ihre Entscheidung für diese Form der Kinderbetreuung gefallen.

NiklasBereut hat sie es bis heute nicht: „Lia trommelt jeden Morgen schon mit den Füßen und flitzt sofort ins Haus. Ich weiß, dass sie eine gute Zeit mit anderen Kindern verbringt, aber eben nicht gleich mit so vielen wie im Kindergarten, dass es schon wieder Stress bedeutet.“

Mit Vollendung des dritten Lebensjahres läuft der Vertrag bei einer Tagesmutter allerdings automatisch aus, damit die Kinder von da an einen Kindergarten besuchen können. Bis dahin bleiben aber für Lia und Niklas noch einige schöne Stunden, die sie im Haus von Lisa Zelleröhr verbringen werden.

Drei Fragen an…

Rita Strecker, die im Familienzentrum Beelen für die Vermittlung von Tagesmüttern zuständig ist:

„Die Glocke“: Wie funktioniert die Vermittlung einer Tagesmutter über das Familienzentrum?

Rita Strecker: Es gibt unterschiedliche Wege, bis eine Tagesmutter gefunden ist. Manche Eltern sprechen die Tagesmütter direkt an, andere kommen zuerst zu mir ins Familienzentrum. In beiden Fällen nehme ich jedoch eine Beratung vor und helfe schließlich bei der Antragsstellung, die an das Jugendamt des Kreises Warendorf zu richten ist.

„Die Glocke“: Wie sieht die Qualifikation für Tagesmütter aus?

Strecker: Mittlerweile kommen auf eine Tagesmutter hohe Voraussetzungen zu: 160 Stunden Seminar, 80 Stunden Praktikum, eine abgeschlossene Ausbildung, ein Erste-Hilfe-Kurs am Kleinkind, ein polizeiliches Führungszeugnis, eine Infektionsschutzbelehrung und die Kontrolle der Räume. Insofern überlegt jede Interessentin genau, ob sie so viel Zeit und Geld investieren will.

„Die Glocke“: Wie sieht die Situation im Bereich der Kinderbetreuung durch Tagesmütter zurzeit in Beelen aus?

Strecker: Aktuell haben wir sechs Tagesmütter und zwei Frauen in der Großtagespflege, die insgesamt ungefähr zehn Kinder betreuen. Kapazitäten sind aber noch offen. Wer sich informieren möchte, kann sich gerne telefonisch bei mir unter Tel.
02586 /881865 melden. (fre)